Karin Tautenhahn, Astrid Morgenthal (Pädagogische Fachkraft), Albrecht Pallas, Birgit Kluge und Linda Hänsel (v.l.n.r.)

Bildungsgerechtigkeit & Chancengleichheit für alle Kinder: Albrecht Pallas besucht Kita Leubnitzer Straße in Dresden

Steigende Herausforderungen im Sozialraum und unzureichende Fachkraft-Kind-Relation: Beim Besuch von Albrecht Pallas, Mitglied des Sächsischen Landtags (SPD), am 8. August 2024 in der Dresdner Outlaw-Kita Leubnitzerstraße wurde deutlich, wie sich die Herausforderungen im Sozialraum der Kita auf die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder und auch pädagogischen Fachkräfte auswirken. Das Team der Einrichtung hatte den Landtagsabgeordneten eingeladen, denn es wollte ihm persönlich zeigen, warum ein besserer Personalschlüssel, eine gesicherte Finanzierung und vor allem fest verankerte Kita-Sozialarbeit wichtig für die inklusive Arbeit der Einrichtung sind. Das verdeutlichte das Team gemeinsam mit Elternratsmitglied Karin Tautenhahn sowie Linda Hänsel, Fachgebietsleitung der Outlaw Kinder- und Jugendhilfe Dresden.

Kandidierende für sächsischen Landtag besuchen Kitas

Verbesserte Rahmenbedingungen für die frühkindliche Bildung sind die zentralen Forderungen des landesweiten Bündnisses aus Verbänden, Gewerkschaften und freien Trägern. Landesweit finden aktuell im Rahmen der gemeinsamen Kampagne „Starke Kitas für starke Kinder“ Besuche in Kitas statt. Anfang dieses Jahres hatten sich das breite Bündnis zusammengeschlossen und gemeinsame Forderungen veröffentlicht. Im April konnte das Kita-Bündnis die Forderungen und dazu mehr als 32.600 Unterschriften von Fachkräften, Familien und Unterstützer:innen an das Kultusministerium in Dresden überreichen. Höhepunkt der Kampagne ist eine politische Diskussionsveranstaltung am 14. August 2024 in Dresden, bei der auch die Erfahrungen aus den Besuchen und politische Handlungsempfehlungen diskutiert werden.

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Problemlagen im Stadtteil spitzen sich zu

„Unsere Kita befindet sich hier in der Dresdner Südvorstadt in einem Stadtteil mit vielen Herausforderungen. Im Umfeld leben viele Migrations- und sozialschwache Familien. Seit Jahren bemerken wir, dass sich die Problemlagen zuspitzen“, beschreibt Kita-Leitung Birgit Kluge und konkretisiert: „Wir haben mehr Kinder mit herausforderndem Verhalten, vor allem im sozial-emotionalen Bereich. Das führt zu vielen Konfliktem und auch Gewalt zwischen Kindern. Um dem zu begegnen, brauchen wir mehr Personal, als der Betreuungsschlüssel vorsieht. Auch der Zeitaufwand bei Eingewöhnungen und Elternarbeit ist aufgrund der Sprachbarriere gestiegen.“ Die enormen Belastungen führen wiederum zu hohen Krankenständen im Team. „Deshalb brauchen wir fest verankerte und finanzierte Kita-Sozialarbeit und eine deutlich verbesserte Fachkraft-Kind-Relation, um inklusiv arbeiten zu können“, fordert Birgit Kluge.

Auch beim Thema alltagsintegrierte sprachliche Bildungsarbeit sieht die erfahrene Einrichtungsleiterin ein drängendes Problem: „Wir haben zu viele Kinder, die deutlich mehr Förderung brauchen, um sie auf die Schule und ihren späteren Lebensweg vorzubereiten. Hier braucht es aus unserer Sicht eine Verteilung der Kinder auf mehrere Einrichtungen in verschiedenen Stadtteilen. Nur so ist Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder möglich.“

Die integrative Kita bietet insgesamt 106 Plätze für Kinder ab einem Jahr und nimmt teil am Handlungsprogramm „Aufwachsen in sozialer Verantwortung“ der Stadt Dresden.

Bildungsgerechtigkeit von Anfang an

Bei seinem Besuch hospitierte Albrecht Pallas im Kindergartenbereich der Einrichtung und war hauptsächlich im Kreativraum. Hier gestalteten die Kinder ein Plakat mit ihren Wünschen für ihre Kita, die später an den Landtagsabgeordneten überreicht wurden. Danach ging es in den Garten und bei der anschließenden Hausführung konnten sich Fachkräfte, Kita-Leitung und Elternratsvertretung gut austauschen. Elternratsvertreterin Karin Tautenhahn betonte dabei, wie sehr die Familien die Forderungen der Kita im Rahmen der Kampagne „Starke Kitas für starke Kinder“ unterstützen: „Unsere Kita ist ein Ort, an dem Kinder unterschiedlichster Herkunft gemeinsam lernen und wachsen. Wir sehen täglich, wie wichtig eine starke frühkindliche Bildung für alle Kinder ist. Die Forderungen nach einem verbesserten Fachkraft-Kind-Schlüssel und der Stärkung der Kita-Sozialarbeit sind genau das, was auch unsere Einrichtung braucht. Es geht nicht nur um Betreuung, sondern um echte Bildungsgerechtigkeit und die Zukunft unserer Kinder. Und wir sind überzeugt: Starke Kitas schaffen nicht nur Bildungsgerechtigkeit, sondern fördern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

"Politik und Verwaltung müssen handeln"

„Für die Möglichkeit, in die gute Arbeit der Kita Leubnitzer Straße Einblick nehmen zu können, bin ich sehr dankbar. Mir ist einmal mehr deutlich geworden, welche Probleme daraus entstehen, wenn sich verschiedenste soziale Herausforderungen in wenigen Wohngebieten konzentrieren. Da müssen Politik und Verwaltung ran und langfristig für einen besseren Betreuungsschlüssel in den Kitas sowie eine stärkere Durchmischung und Entlastung einzelner Stadtteile, wie dem Wohngebiet Budapester Straße, sorgen. Als erstes muss aber eine bessere verteilte Kita-Platzvergabe für eine bessere soziale Durchmischung angegangen werden. Dafür werde ich mich bei der Stadtverwaltung und dem Eigenbetrieb Kindertagesstätten einsetzen“, erklärte Albrecht Pallas nach seinem Besuch. Und er bot an gerne wieder zu kommen, zum Beispiel zum Bundesweiten Vorlesetag. 

Mehr Informationen zu Albrecht Pallas gibt es hier.

Abschließend betonte Linda Hänsel, Fachgebietsleitung am Standort Dresden, noch einmal: "Kindertagesstätten sind nicht nur Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder, sondern oftmals auch wichtige Anlaufstellen für Familien, Raum für Begegnung, Austausch und Orientierung im Sozialraum. Daher ist es essentiell, diese Einrichtungen entsprechend personell und qualitativ auszustatten und zu fördern. Rahmenbedingungen, wie beispielsweise ein angemessenes Personal-Kind-Verhältnis, welches auch Fehlzeiten durch Urlaub, Fortbildung oder Krankheit berücksichtigt sind ebenso bedeutsam wie die Ausstattung mit sozialpädagogischen Fachkräften und einer sinnhaften Belegungsplanung. Inklusion kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen und sich im Sinne aller Kinder und deren Familien aber auch im Sinne der pädagogischen Fachkräfte engagieren."

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