Individuell, intensiv und neu am Standort Meißen: ISEn-Reiseprojekt als Zukunftsperspektive für junge Menschen

Mit dem Wohnmobil raus aus dem (Jugendhilfe)-Alltag und gemeinsam neue Erfahrungen sammeln, Grenzen überwinden und Vertrauen in Fähigkeiten entwickeln: Mit Intensiver sozialpädagogischer Einzelbetreuung (ISE) kann das ermöglicht werden und Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen eine Perspektive aufzeigen, die zuletzt in verschiedenen Jugendhilfe-Systemen nicht mehr erreicht werden konnten. Denn vermehrt betreuen Jugendämter junge Menschen in schwierigen Verhältnissen und finden keine passenden Lösungen im Rahmen der klassischen Jugendhilfe. Deshalb stellt sich auch Outlaw die Frage:

Wie können wir Menschen in akut gefährdenden und stark problembelasteten Situationen helfen?

Hier setzt die ISE mit Wohnmobil am Standort Meißen an. Das Konzept dazu erarbeiteten Standort-Gesamtleiter Stephan Liebegall und Sozialarbeiter André Gora bereits im vergangenen Jahr, um eine kurzfristige Anfrage zu realisieren. Auch wenn die Umsetzung nicht klappte: Das Team am Standort entwickelt das Angebot weiter und kauft im Frühjahr 2024 ein Wohnmobil, mit dem zukünftig ISEn im Rahmen eines Reiseprojekts für junge Menschen realisiert werden sollen.

„Auch uns als Träger fällt auf, dass es zunehmend mehr junge Menschen gibt, die die an sie gestellten Anforderungen von verschiedenen Systemen, wie Schule, Vereine und auch Einrichtungen beziehungsweise Angeboten der Jugendhilfe, nicht erfüllen können“, beschreibt Stephan Liebegall und erläutert: „Wir führen unsere Beobachtungen teilweise auch darauf zurück, dass die Anforderungen häufig darauf abzielen, dass sich junge Menschen in den oft starren gesellschaftlichen Systemen unterordnen müssen – sich aber aufgrund ihrer persönlichen Situation nicht einordnen können. Das führt in vielen Fällen dazu, dass junge Menschen diese Systeme sprengen.“ Stephan Liebegall begründet das Verhalten auch damit, dass Teilhabe- und Entfaltungsmöglichkeiten oft an Bedingungen geknüpft sind, bzw. die jungen Menschen nicht da abholt, wo sie aktuell stehen.

„Das Ziel des Reiseprojekts ist deshalb so einfach wie effizient: Wir wollen den jungen Menschen Zeit und Raum geben, sich zu entwickeln und sich unter maximaler Beteiligung für das einzubringen, worum es letztlich geht: die eigene Zukunft gut gestalten zu können mit Systemen, die sich nur schwer ändern“, ordnet Stephan Liebegall den Ansatz ein. Das Angebot richtet sich insbesondere an Jugendliche ab 14 Jahren (im Einzelfall auch ab 12 Jahren möglich), die einen persönlichen Neustart für ihren Lebensweg brauchen. Sie sollen mit intensiver Unterstützung zur sozialen Integration Resilienz-Eigenschaften erarbeiten, die ihnen helfen, sich in ihrer eigenen Lebenswelt und den bestehenden gesellschaftlichen Normen zurecht zu finden. Die Hilfe zur Erziehung (gemäß § 27 SGB VIII i.V.m. § 35 SGB) ist in der Regel auf längere Zeit angelegt und soll den individuellen Bedürfnissen der jungen Menschen Rechnung tragen.

Neustart für Zukunftsperspektive – Reisen zur Neuorientierung

Aktuell steht das Wohnmobil noch beim Anbieter in Frauenstein (Erzgebirge) und wird für das ISEn-Angebot aufbereitet, damit ein:e Jugendliche:r und ein:e sozialpädagogische Fachkraft gemeinsam auf die sozialpädagogische Reise gehen können. Dazu zählt unter anderem, dass das Fahrzeug mindestens vier Sitz- und Schlafplätze haben muss. „Denn wir wollen das Angebot auch zukünftig für mehr Adressat:innen vorhalten“, beschreibt André Gora, der die ISE umsetzen wird. Während der gemeinsamen Reise will er die jungen Menschen dabei unterstützen, ihre emotionalen Belastungssituationen hinter sich zu lassen und die eingeübten – oft unangepassten und systemstörenden – Verhaltensgewohnheiten zu ändern. „Dazu sind neue Impulse notwendig. Deshalb ist die Reise die zentrale Methode des Angebotes“, beschreibt der erfahrene Pädagoge, der gerne mit Menschen in schwierigen Lebenslagen und mit ungeraden Biografien arbeitet: „Hier sind oft kreative und innovative Ansätze erforderlich, die nicht immer konventionell sein müssen. Das macht die Arbeit spannend und lehrreich, da ich diese Ansätze entwickeln oder mit den jungen Menschen herausarbeiten kann“, betont der Individualpädagoge. 

Seit 2010 ist André Gora an Bord bei Outlaw und sammelte Erfahrungen in verschiedenen Arbeitsbereichen und Einrichtungen, auf die er bei der intensiven individuellen Betreuung zurückgreifen kann: Darunter sind Stationen in Kita und Hort, in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, in Wohngemeinschaften, in der Straffälligenhilfe, darunter auch Krisenprojekte (wie die Einhornhilfe in Moritzburg) oder bei personellen Engpässen in anderen Einrichtungen bei Outlaw sowie kleineren Workshops in Berufsschulen. Aktuell begleitet André straffällig gewordene junge Menschen in der Straffälligenhilfe im Rahmen der Betreuungsweisung am Standort Meißen. Die Adressat:innen haben meist einen biografischen Umstand, der zu straffälligem Verhalten geführt hat. Das Ziel ist, die Lebensumstände zu stabilisieren und Perspektiven zu erarbeiten. „Ich bin gern in verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit tätig und probiere mich aus, das ist auch mein Ansporn für die ISE. Beständigkeit bedeutet für mich Stillstand und ich möchte mich ebenso weiterentwickeln.“

Als „Reisebegleiter“ wird er gemeinsam mit den jungen Menschen die Persönlichkeitsbildungsprozesse reflektieren. Methodisch bedient sich das Reiseprojekt dabei an folgenden pädagogischen Ansätzen:

  • der Biographiearbeit („Vergangenheit verstehen, für die Gegenwart einordnen um die Zukunft gut zu meistern“)
  • Case Management (alle Schlüsselprozesse – Reiseplanung, Reisegestaltung, Rückführung - werden bestmöglich nach dem individuellen Anliegen der Klient:innen umgesetzt)
  • der Transaktionsanalyse (Angebote zum Beobachten, Beschreiben; Verstehen und Verändern der Persönlichkeit und der Beziehungen zwischen Menschen und sozialen Systemen sowie die Bearbeitung persönlicher Konzepte zum Verhalten in Gruppensettings)

Unterstützungsangebote für pädagogische Fachkräfte

Auch für die pädagogischen Fachkräfte – Individualpädagog:innen – ist das Reiseprojekt intensiv und herausfordernd. Deshalb ist die psychologische Betreuung der Mitarbeiter:innen bzw. Supervision fester Bestandteil des Konzepts. Außerdem wird eine sicherheitsgebende Ankereinrichtung (Notplatz) als sogenanntes SafeHouse vorgehalten. Zudem gibt es „Backup-Personal“ für die eigene individuelle Zeit oder im Krankheitsfall. Das kann temporär von einer anderen Person übernommen werden, die einspringt oder stundenweise das Angebot übernimmt. Regelmäßige Fallberatungen gehören ebenso dazu.  Außerdem müssen Freistellungen nach der mehrwöchigen ISE realisiert werden. 

Fallanfragen und Kostensätze 

Im aktuellen Flyer (s.u.) stellen wir das Angebot inkl. Kostensätzen und Umsetzung vor. Fallanfragen richten Sie bitte an: ise@outlaw-ggmbh.de

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