Kita-Alltag ganz praktisch erleben: Landtagsabgeordnete besuchen Outlaw-Kitas im Rahmen der „Kita-Woche der Politik“

Die Kita-Krise in Nordrhein-Westfalen spitzt sich immer weiter zu. Um auf die bestehenden Probleme aufmerksam zu machen und gemeinsam Lösungen zu diskutieren, fand kürzlich die „Kita-Woche der Politik“ statt - eine gemeinsame landesweite Aktionswoche des Kita-Bündnis NRW. Ab dem 16. September erhielten Politiker:innen die Gelegenheit, Outlaw-Kitas vor Ort zu besuchen, sich ein Bild vom Alltag und den Herausforderungen zu machen, aber auch mit Fachkräften und Eltern ins Gespräch zu kommen. Denn zehntausende Fachkräfte fehlen und der dringend benötigte Ausbau von Betreuungsplätzen stagniert. Besonders betroffen sind Kitas in freier Trägerschaft: Rund 8.000 Einrichtungen – drei Viertel aller Kitas in NRW – warten seit Monaten auf die Refinanzierung der tariflichen Lohnzuwächse für ihre Mitarbeiter:innen. Diese angespannte Situation gefährdet nicht nur die Qualität der frühkindlichen Bildung, sondern setzt auch die Beschäftigten und Eltern unter immensen Druck. 

Landtagsabgeordnete besuchen Outlaw-Kitas im Kreis Steinfurt und im Ruhrgebiet 

Der Auftakt der Aktionswoche fand am 16. September in der Kita Moosstiege im Kreis Steinfurt statt. Dort besuchte die CDU-Abgeordnete Simone Wendland die kürzlich zur "Klima-Kita NRW" ausgezeichnete Einrichtung, um sich über den Kita-Alltag und die bestehenden Herausforderungen zu informieren. Frau Wendland widmete sich insbesondere der Berechnung der Fachkraftstunden sowie dem Personalausfallmanagement, welches ihr Einrichtugsleiterin Ramona Thünemann in Gesprächen näher brachte. Zu Besuch war außerdem FDP-Abgeordneter Henning Höne, der im Rahmen seines Hospitationstages ähnliche Eindrücke gewinnen konnte. 

Im Kreis Ruhrgebiet besuchte SPD-Politiker Frank Börner am 18. September die Outlaw-Kita Haus-Knipp-Straße in Duisburg. Dort diskutierte er mit Fachkräften und Eltern die Auswirkungen des Personalmangels auf den Kita-Betrieb und die Familien. Besonders der Elternbeirat betonte, wie schwierig es für Eltern sei, bei Personalausfällen flexibel zu reagieren und verdeutlichte, dass viele Eltern nicht die Möglichkeit hätten, ihre Termine oder Arbeitszeiten kurzfristig anzupassen. Trotz dieser Herausforderungen wurde die frühzeitige Information durch die Kita sehr gelobt, die es den Eltern zumindest erleichtert, sich auf Einschränkungen einzustellen. „Das ist bei Weitem nicht Voraussetzung. Aus anderen Einrichtungen hört man anderes. Da hängt morgens einfach ein Schild an der Kita-Tür, welches über die Einschränkungen informiert“, betonte der Elternbeirat.

Neben dem Personalmangel sehen sich viele soziale Träger mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Gerade die Kitas in freier Trägerschaft stehen unter massivem Druck, da sie für zahlreiche Leistungen, wie zum Beispiel die Beschäftigung von Alltagshelfer:innen, einen Eigenanteil aufbringen müssen. Für viele Träger stellt dies eine kaum zu bewältigende Herausforderung dar. SPD-Abgeordneter Frank Börner zeigte als gelernter Betriebswirt Verständnis für diese Problematik. Im Rahmen des Gesprächs wurde festgehalten, dass die Unterfinanzierung dringend in eine auskömmliche Finanzierung verändert werden muss, damit das Bildungssystem wieder "auf Kurs" gebracht werden kann. 

Auch der Grünen-Politiker Norwich Rüße sowie CDU-Abgeordnete Christina Schulze-Föcking nahmen ihre Einladungen zu einem Hospitationstag an und besuchten am 18. September die Grevener Outlaw-Kita Naendorfstraße im Kreis Steinfurt. Im Fokus der Gespräche standen insbesondere der Fachkräftemangel, aber auch das Thema Ernährung, welches in der Kita eine wichtige Rolle spielt. Nach einer Kitaführung und einem gemeinsamen Frühstück mit den Kindern gab es eine Gesprächsrunde mit der Kitaleitung, den Fachkräften und dem Elternbeirat. Hierbei wurde klar, dass der Mangel an Fachkräften den Kita-Alltag erheblich erschwert und langfristige Lösungen dringend erforderlich sind.

Im Dialog mit pädagogischen Fachkräften, Eltern und politischen Entscheidungsträger:innen

Die „Kita-Woche der Politik“ verdeutlichte erneut die Dringlichkeit der Probleme in der frühkindlichen Bildung in NRW. Zahlreiche Politiker:innen, darunter auch André Stinka von der SPD, nahmen sich die Zeit, die Kitas und deren Alltag kennenzulernen. In der Grevener Outlaw-Kita Beethovenstraße im Kreis Steinfurt besprach Herr Stinka gemeinsam mit der Kitaleitung und Elternvertretung mögliche Lösungsansätze für den Fachkräftemangel und die finanzielle Notlage der Kitas. Ein zentrales Thema war die personelle Mindestbesetzung und das Management von Personalausfällen. Auch hier wurde betont, dass die Anforderungen an die Einrichtungen stetig steigen, während die finanziellen Mittel unverändert bleiben. Herr Stinka bekundete großes Interesse, nahm sich der Thematik an und bestätigte, dass die Belastungsgrenzen erreicht seien - sowohl bei den Eltern als auch bei den Fachkräften. 

„Ich bin schockiert, welchen Belastungen die Fachkräfte ausgesetzt sind“, betonte der SPD-Landtagsabgeordnete Stinka im Rahmen seines Besuches. Er nehme gerne die vom Elternrat formulierten Fragen zu Ausfallzeiten und künftig zu treffenden Maßnahmen und Unterstützungsangeboten mit in den Landtag. Er bekräftigte die Forderung der SPD-Landtagsfraktion an die Landesregierung, den Kindertagesstätten eine verlässliche finanzielle Grundlage für die kommenden Jahre zur Verfügung zu stellen – eine Grundlage, die nicht jedes Jahr neu verhandelt werden müsse.

Ziel der "Kita-Woche der Politik" war es, einen direkten Dialog zwischen pädagogischen Fachkräften, Eltern und politischen Entscheidungsträger:innen zu ermöglichen. Gleichzeitig sollten Sorgen, Bedürfnisse und Wünsche der Beteiligten Gehör finden. Die Aktionswoche hat gezeigt, wie dringend die Situation in den Kitas in NRW ist. Die fehlenden Fachkräfte und die unzureichende Finanzierung gefährden nicht nur die Betreuungsqualität, sondern setzen auch die Beschäftigten und Eltern unter großen Druck. Die Politik ist aufgefordert, schnell zu handeln und die notwendigen Mittel bereitzustellen, um eine gute frühkindliche Bildung und eine verlässliche Betreuung sicherzustellen. Hierbei ist man sich einig: Der Austausch zwischen den Akteur:innen während der Aktionswoche war ein wichtiger Schritt, aber es muss noch viel mehr getan werden, um das Bildungssystem in NRW wieder auf Kurs zu bringen.

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