Sparvorschlag der Stadtverwaltung gefährdet Fanprojekt "FANport Münster"

Die Wirkung des Fanprojektes FANport Münster für die Stadt und Umlandgemeinden ist enorm und erst im Juni dieses Jahres wurde das Fanprojekt mit dem Qualitätssiegel "Fanprojekt nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit" ausgezeichnet. Die Kürzungen, die seitens der Stadt Münster nun folgen sollen, treffen das Fanprojekt völlig unerwartet und stellen den FANport Münster, aber auch Outlaw als Träger vor eine Herausforderung.

Mit Themen wie Kinder- und Jugendschutz, Gewalt- und Drogenprävention, Antidiskriminierung und Extremismusprävention sowie Alltagshilfen, stellt das Fanprojekt eine wichtige Einrichtung der Jugendhilfe da, und zwar dort, wo sonstige Angebote der städtischen Jugendhilfe nicht greifen: im Stadion, auf Auswärtsfahrten und ganz allgemein beim Sport. Das Fanprojekt in Münster, das seit 2011 eine Anlaufstelle am Preußenstadion unterhält, ist somit als wirkungsvolle Ergänzung zu anderen Einrichtungen der städtischen Jugendhilfe anzusehen.  

Mit dem Aufstieg in die Zweite Bundesliga ist eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit für den Verein zu verzeichnen, was mit einem wesentlich höheren Arbeitsaufkommen für die Mitarbeiter:innen des Fanprojektes einhergeht. Noch bis Anfang letzten Jahres fuhren etwa 300-400 Fans auf den Auswärtsfahrten mit - jetzt sind es mehrere tausend. Auch zum letzten Auswärtsspiel beim Hamburger SV reisten über 7.000 Fans nach Hamburg, von denen rund 2.000 junge Fans zum ersten Mal ein Auswärtsspiel besuchten - hierunter auch zahlreiche Jugendliche, die den SC Preußen Münster aktuell als ihren „Hauptverein“ neu entdecken und ihm in den nächsten Jahren die Treue halten werden. Dennoch wurden mit dem Aufstieg in die 2. Liga seitens der Stadt die Kürzungen begründet: Durch die lizenzbedingte Einstellung von einem weiteren Fanbeauftragten sei die Kürzung gewissermaßen kompensiert. 

Die Finanzierung des FANports steht auf mehreren Säulen und wird anteilig von drei Fördergebern getragen. 25 Prozent finanziert die Stadt Münster und 25 Prozent wird vom Jugendministerium des Landes NRW getragen. Verdoppelt wird diese Finanzierung durch „den Fußball“, das heißt durch den DFB und DFL. Hier sind die prozentualen Anteile in der Förderung fix. Der Sparvorschlag in Höhe von 24.550 Euro von Seiten der Kommune bedeutet für den Träger nicht nur eine Verringerung der kommunalen Förderung, sondern im schlimmsten Fall eine Reduzierung der Förderbeträge aller drei Förderer um insgesamt rund 100.000 Euro.  

Was bedeutet das für die pädagogische Arbeit?

Für die Umsetzung der pädagogischen Arbeit würde diese Kürzung bedeuten, dass ab 2025 von den drei Personalstellen rund 1,5 Stellen im Fanprojekt entfallen müssten. Das bedeutet einen tiefen Einschnitt in die Arbeit des Fanprojektes. Und auch das erst kürzlich erhaltene Qualitätssiegel "Fanprojekt nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit" würde dem Projekt wieder aberkannt, da die personelle Mindestausstattung eines Fanprojektes nicht mehr gewährleistet wäre. Die vom Netzwerk des FANport bescheinigte gute Fansozialarbeit in Münster kann unter diesen Bedingungen nicht in derselben Qualität aufrechterhalten werden. 

Die Fansozialarbeiter:innen bieten vielen Jugendliche einen Anschluss an das Hilfesystem. Darüber hinaus machen „Ultras“ und „Hooligans“ die Kernzielgruppe des Fanprojektes mit dem Ziel der Gewalt- und Extremismusprävention aus. Somit nehmen die Fansozialarbeiter:innen des Fanprojektes eine Vermittlerposition zwischen Ordnungsbehörden, dem Verein und der aktiven Fanszene ein. Gleichzeitig kümmern sie sich um die Rechte der überwiegend jugendlichen Klient:innen. Für eine auch in Zukunft wirkungsvolle Vermittlungsposition ist eine finanzielle Unabhängigkeit vom Verein eine wesentliche Voraussetzung – auch in Hinblick auf das bestehende Vertrauensverhältnis gegenüber den Fans. Daher ist in der professionellen sozialpädagogischen Fanarbeit keine Finanzierung durch den Bezugsverein vorgesehen.

Die Rolle des SC Preußen Münster

Der Kürzungsvorschlag der Stadtverwaltung enthält die Idee einer "Kompensation" durch den Verein SC Preußen Münster, denn dieser ist nicht an der Finanzierung des Fanprojektes beteiligt. Und hierfür werden Gründe genannt: Für die Umsetzung einer wirkungsvollen Fansozialarbeit ist die Unabhängigkeit der rund 70 Fanprojekte von den Bezugsvereinen eine wichtige Voraussetzung. Hierbei ist zu betonen, dass die Arbeit von Fanbeauftragten eines Fußballvereins einen anderen Arbeitsansatz darstellt als die Arbeit in der sozialpädagogischen Fanarbeit. Hier steht die langjährige Beziehungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der aktiven Fanszene im Fokus, während Fanbeauftragte den Verein im Vordergrund sehen und im Rahmen der Fan- und Mitgliederbetreuung tätig sind. 

Die Fansozialarbeiter:innen leisten hingegen seit über dreizehn Jahren eine vertrauensbildende Beziehungsarbeit und sind dabei unabhängig und (kritisch) parteilich für die jungen Fans des SCP im Alter von 12 bis 27 Jahren bei Heim- und Auswärtsspielen unterwegs. Hierbei sind sie in ihrem Handeln den Grundlagen der Jugendhilfe (§11 und §13 SGB VIII) verpflichtet. Es wird niederschwellig mit Härtegruppen gearbeitet, was zu einer sichtbar positiven Veränderung in der Fankultur bei Preußen Münster geführt hat. Daher ist zu hoffen, dass sich die Stadt Münster zugunsten des Fanprojekts entscheidet und von Streichungen absieht. 

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